Die aktuellen Entwicklungen bei der Syphilis sind alarmierend: Die Zahlen sind so hoch wie seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr. Die primäre und die sekundäre Syphilis haben rasant um 17,6 % zugenommen. Mit über 27.800 gemeldeten Fällen entspricht das einer Rate von 8,7 Fällen pro 100.000 Menschen.1 Hinsichtlich der kongenitalen Syphilis wurde ein Anstieg der Häufigkeit um 27,6 % seit 2015 festgestellt. In den USA betrug der Anstieg 82 %, wobei es sich bei Louisiana, Nevada und Kalifornien um die drei US-Staaten mit der stärksten Zunahme handelt. Obwohl die Häufigkeit pro 100.000 Menschen unter den Afroamerikanern am höchsten ist, steigt die Häufigkeit der Erkrankung in allen Rassen und Ethnien an.1
Bicillin ist eine bewährte und wirksame Behandlung für die Syphilis, jedoch besteht derzeit weltweit eine anhaltende Unterversorgung mit diesem Medikament.2 Weitere geeignete Therapeutika sind:
Die Anwendung von Ceftriaxon 1-2 mg täglich i.m. über 10-14 Tage hat keine klaren Ergebnisse im Hinblick auf die Wirksamkeit gezeigt. Eine Einzeldosis von 2 g Azithromycin kann bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), HIV-positiven Patienten und schwangeren Frauen nur mit Einschränkungen angewendet werden. In einer aktuellen Studie wurde die Wirksamkeit der Anwendung von Minocyclin 100 mg zweimal täglich über 28 Tage bei Patienten mit primärer und sekundärer Syphilis nachgewiesen, wobei 87,3 % der Patienten symptomfrei waren und eine negative Serologie aufwiesen.3 Die Ergebnisse waren gegenüber der traditionellen Behandlung mit Bicillin statistisch signifikant (77,5 %).
Die Syphilis ist derzeit auf dem Vormarsch. Die meisten Schanker zeigen sich an den Genitalien, wobei die Läsionen auch in anderen Bereichen auftreten können, wie zum Beispiel an der Mundschleimhaut. Daher ist es wichtig, den ganzen Körper zu untersuchen. Bei über 5 % der Syphilisfälle treten extragenitale Schanker auf (primär an der Lippe und der Zunge, jedoch auch am Gaumen oder den Gaumenmandeln sowie als sog. muköse Plaques).4-5 Anuläre Syphilide können bei Afro- und Hispanoamerikanern im Perioralbereich auftreten.
Zu den typischen Manifestationen gehören solitäre, harte, schmerzlose Läsionen in der Leistengegend. Es können sich jedoch auch vielfältige atypische Manifestationen entwickeln. Bei den auffälligen Erscheinungen in der Leistengegend kann es sich um große Geschwüre mit einem schmerzhaften/schmerzlosen nekrotischen Zentrum handeln, um einen Befall der Eichel und des distalen Schafts, um große weiße, avital wirkende Ulzerationen oder sogar um ausgedehnte Plattenepithelkarzinom-ähnliche Läsionen. Ein primärer Schanker und Läsionen, die charakteristisch für die sekundäre Syphilis sind, können auch gleichzeitig auftreten. In diesen Fällen besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine HIV-Infektion.
Bei einem ungewöhnlichen Hautausschlag im Gesicht sollte ebenfalls eine Syphilis in Betracht gezogen werden, da die noduläre und die maligne Syphilis (Lues maligna) als floride Syphilis oder als Geschwüre im Gesicht mit Fieber in Erscheinung treten können.6-8 Die Syphilis kann sich auch als fleckförmige oder mottenfraßähnliche Alopezie äußern, weshalb bei solchen ungewöhnlichen Erscheinungsformen ein möglicher Zusammenhang mit einer Syphilis in Erwägung gezogen werden sollte.9
Offenlegungserklärung des Referenten: Der Referent hat angegeben, dass keine Beziehungen bestehen, die für die Inhalte dieser Präsentation relevant sind.
Aufgezeichnet von: Debbie Anderson, PhD
Überprüft von: Victor Desmond Mandel, MD