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REPORTS

Kosmetische Dermatologie

Cosmeceuticals: Ein Widerspruch in sich

Presented by: Zoe Diana Draelos, MD, FAAD
Dermatology Consulting Services, High Point, NC, USA

Das Mizellenwasser spielt zurzeit auf dem Markt der Cosmeceuticals (dermatologische Kosmetika) eine immer größere Rolle. Dabei handelt es sich um eine Suspension von Mizellen in weichem Wasser. Mizellen sind kleine Kugeln, die reinigende Ölmoleküle enthalten. Die Mizelle besteht aus einem hydrophoben Kern und einem äußeren hydrophilen Rand, der dafür sorgt, dass die Mizelle sich in Wasser lösen kann. Mizellenwasser ist ein oberflächenaktiver Stoff, der in einer Lösung Mizellen bildet. Der Kern der Mizelle sorgt dafür, dass sich der im Gesicht vorhandene Talg in der Reinigungsflüssigkeit löst, während der äußere Rand es ermöglicht, dass dieser mit Wasser abgespült werden kann. Mizellenwasser ist für Patienten mit empfindlicher Haut sehr hilfreich. Dies gilt auch für Patienten mit Dermatitis am Augenlid, Ekzemen, atopischer Dermatitis und für Erwachsene mit trockener Haut.

Derzeit wirbt die Kosmetikbranche für feuchtigkeitsspendende Peptide. Der Schwerpunkt liegt dabei auf drei verschiedenen Peptidtypen: Trägerpeptide, Signalpeptide und Neurotransmitterpeptide. Die Trägerpeptide transportieren einen Wirkstoff in die Haut, stellen aber nicht den eigentlichen Wirkstoff der Feuchtigkeitspflege dar. Signalpeptide geben der Haut ein Signal und lösen damit einen biologischen Vorgang aus. Neurotransmitterpeptide sorgen für Befeuchtung, indem sie die Interaktion zwischen Muskel und Nerv beeinflussen.

Trägerpeptide werden mit einem Wirkstoff gekoppelt, wodurch der Transport des Wirkstoffs in die Haut ermöglicht wird. Trägerpeptide werden in der Wundbehandlung dazu genutzt Kupfer, das für die Wundheilung und die Kollagenproduktion erforderlich ist, in das Wundbett einzubringen. Bei Feuchtigkeitsspendern bestehen jedoch große Bedenken im Hinblick auf eine Kontamination mit Metallen, insbesondere mit Nickel. Eine Kontamination mit Metallen destabilisiert das Präparat. Aufgrund der Barrierewirkung des Stratum corneum können diese Präparate dann häufig nicht in die tieferen Hautschichten eindringen, so dass die feuchtigkeitsspendende Wirkung ausbleibt. Signalpeptide lösen in der Haut eine Kaskade von Ereignissen aus. Das bekannteste ist das Palmitoyl-Pentapeptid Palmitoyl-Lysin-Threonin-Threonin-Lysin-Serin (Pal-KTTKS). Dabei handelt es sich um ein synthetisches Peptid, das ursprünglich als topischer Wirkstoff zur Anregung der Kollagenbildung (Kollagen-I, -III und -IV) designt wurde, um der Faltenbildung vorzubeugen. Palmitoyl durchbricht das Stratum corneum und sorgt so dafür, dass die übrigen Moleküle (KTTS) in die Haut eindringen können. Die Konzentration der Signalpeptide in Feuchtigkeitsspendern ist jedoch mit 4 ppm im Wesentlichen zu gering, weshalb Werbeaussagen, die sich auf diese beziehen, falsch und irreführend sind.

Feuchtigkeitsspender in Form von Neurotransmittern hemmen die Freisetzung von Acetylcholin an der neuromuskulären Junktion (NMJ). Diese Wirkung kann auch durch Toxine und durch Modulation des synaptosomal-assoziierten Proteins 25 (SNAP-25) erzielt werden. Allerdings müssen Neurotransmitter bis zur NMJ in der Dermis vordringen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Um wirksam zu sein, müssen die Neurotransmitterpeptide:

  • ausreichend lange an der NMJ verbleiben
  • kontinuierlich zugeführt werden
  • in ausreichender Konzentration vorhanden sein
  • unversehrt an der NMJ ankommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Voraussetzungen gemeinsam erfüllt werden, ist gering, da der Körper Proteine im Rahmen eines natürlichen Selbstverteidigungsmechanismus aufspaltet.

In den letzten Jahren haben viele Kosmetikfirmen damit begonnen, ihr Marketing neu auszurichten und werben damit, dass ihre Produkte frei von gewissen Stoffen sind.

Viele Marken produzieren zum Beispiel parabenfreie Produkte, wie z. B. Lotionen, Lippenstifte, Shampoos, Peelings und weitere und kennzeichnen dies entsprechend. Parabene sind die am häufigsten verwendeten Konservierungsstoffe in Hautpflegeprodukten. Sie werden aufgrund ihrer Östrogen-nachahmenden Wirkung als Xenoöstrogene bezeichnet. Parabene sind inzwischen durch Kathon CG ersetzt worden, das ein hohes Sensibilisierungspotenzial hat und eine Kontaktdermatitis verursachen kann. Das Sicherheitsprofil von Kathon CG ist zudem schlechter als das der Parabene. Neben dem besseren Sicherheitsprofil von Parabenen gibt es ironischerweise keine Hinweise auf durch Paraben verursachte Probleme.

Ebenfalls häufig wird der Ausdruck glutenfrei, insbesondere im Zusammenhang mit Lippenstiften, verwendet. Lippenstifte haben jedoch nie Gluten enthalten, weshalb Kampagnen für glutenfreie Lippenstifte eine bizarre Marketingstrategie darstellen. Zu den Glutenquellen gehören hydrolysierter Weizen, kolloidales Hafermehl, Beta-Glucan, Stärke und Weizenkeime. Es gibt Fälle, in denen diese Stoffe Feuchtigkeitspflegeprodukten oder Hautreinigern als spezielle Inhaltsstoffe beigemischt werden.

Tierversuchsfreie Produkte sind definiert als solche, für die kein Tier verletzt oder getötet wird. Allerdings werden viele der Ausgangsstoffe, die bei der Entwicklung dieser Produkte eingesetzt werden, zu Zwecken der Sicherheit an Tieren getestet. Werbeaussagen, die anführen, dass das Produkt nicht an Tieren getestet wurde, obwohl eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass das für die Ausgangstoffe des Produktes nicht zutrifft, sind somit irreführend.

Bei veganen Hautpflegeprodukten wird auf die Verwendung von tierischen Inhaltsstoffen oder auf Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs verzichtet. Vegane Formulierungen bieten keinen Funktionsvorteil und stehen lediglich für einen anderen Denkansatz.

Der Ausdruck „natürlich“ hat für Kosmetika gemäß der FDA keine regulatorische Bedeutung, jedoch wird die Verwendung des Ausdrucks „organisch“ vom Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (United States Department of Agriculture, USDA) reguliert. Organische Produkte sind solche, die mit USDA zugelassenen Methoden erzeugt wurden. Produkte müssen zu 95 % organischen Ursprungs sein, um in das National Organic Program (NOP) des USDA aufgenommen zu werden und das USDA-Siegel tragen zu dürfen.

Falsche Wimpern und Wimpernverlängerungen werden in letzter Zeit immer beliebter. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Formen, Größen und Farben. Die Wimpern, die aus Menschenhaar, Nerzhaar oder synthetischen Materialien hergestellt werden können, werden mit einem Klebstoff auf Basis von Methacrylat an einem elastischen Band befestigt. Methacrylat jedoch ist ein starkes Allergen, das eine Kontaktdermatitis am Augenlid verursachen kann. Das Entfernen der Wimpern sollte immer von medial nach lateral erfolgen, andernfalls werden die echten Wimpern dabei beschädigt. Es sind auch solche Wimpernverlängerungen erhältlich, bei denen die künstlichen Wimpern einzeln an den echten Wimpern befestigt werden.

Zu den zahlreichen Problemen, die im Zusammenhang mit der Verwendung von falschen Wimpern und Wimpernverlängerungen auftreten können, gehören:

  • Kontaktdermatitis als Reaktion auf den Klebstoff
  • Schädigung der echten Wimpern (Abbrechen oder versehentliches Entfernen)
  • Probleme durch den Klebstoff:
    • Verkleben des Auges
    • Eindringen von Klebstoff ins Auge
    • Unzureichende Befestigung der Wimper.

Es ist wichtig, die Patienten daran zu erinnern, dass die falschen Wimpern vor dem Schlafengehen entfernt werden müssen, da die echten Wimpern abbrechen können.

Kernaussagen

  • Mizellenwasser ist eine verdünnte Reinigungslösung, die zur Entfernung von Kosmetika und zur Gesichtsreinigung bei Patienten mit empfindlicher Haut geeignet ist.
  • Feuchtigkeitsspendende Peptide dringen nur schwer in die Haut ein und es ist zweifelhaft, ob die angegebene Wirkungsdauer zutrifft.
  • Aussagen über „X-freie“ Produkte spielen auf dem Markt eine immer größere Rolle, haben aber möglicherweise nur eine geringe klinische Aussagekraft.
  • Falsche Wimpern und Wimpernverlängerungen können eine Kontaktdermatitis verursachen und die echten Wimpern schädigen.


REFERENCES

Offenlegungserklärung der Referentin: Die Referentin hat angegeben, dass keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit dieser Präsentation bestehen.

Aufgezeichnet von: Debbie Anderson, PhD

Überprüft von: Victor Desmond Mandel, MD


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